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  1. #1
    Super-Moderator grüner Daumen Avatar von Dombo
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    Musareanimation by Dombo

    Servus Bananenfreaks,

    besonders während, bzw. nach der Überwinterung gehen oftmals Musas in die Knie.
    Grund sind dafür kalte Temperaturen und zuviel Feuchtigkeit.
    Das Resultat sind dann verfaulte Wurzeln und angefaulte Rhizome.
    Oftmals werden diese Musas viel zu schnell entsorgt, oder man wartet vergeblich auf den Neuaustrieb.
    Handelt man hier nicht rechtzeitig, dann ist die Musa tatsächlich verloren.
    Diese Problem trifft früher oder später jeden Bananenfan.
    Daher habe ich hier eine detailierte Beschreibung wie bereits totgeglaubte bzw. schwer geschädigte Musas wieder reanimiert werden können.

    Zunächst mal zwei Bilder eines in der Mitte geteilten Rhizoms einer Musa Saba, welches nicht mehr zu retten ist, die Fäulnis hat hier bereits das komplette Rhizom durchzogen.





    Hier unser Kandidat, eine Musa "Ice cream", deren Wurzeln bereits im Herbst weggefault waren und jetzt erst zur Rhizomkontrolle aus dem Topf gezogen wurde.



    Hier das Rhizom, beim Abtasten bemerkt man bereits weiche (faulige) Stellen.



    Das Rhizom wird nun gewaschen.
    Nötigenfalls in Wasser einweichen und mit nem Gartenschlauch die Erde abschwemmen.



    Die braunen fauligen Stellen werden zunächst mit einem kleinen Messer abgeschält.



    Hier erkennt man an dem Rand sehr schön den Fortschritt der Fäulnis.
    Würde man hier nicht handeln, so würde sich die Fäulnis bis in das Wachstumszentrum (dem Meristem) fortsetzen,
    die Knolle wäre dann wie auf den ersten beiden Fotos unwiederbringlich zerstört.



    Die Knolle wurde bis zum Fäulnisrand von dem abgestorbenen Zellmaterial befreit.



    Hier im Detail noch eine Stelle, an der eines ehemaligen Wurzeleintritts sich die Fäulnis weitergefressen hat.



    Vorsichtig und nicht zu tief sollten auch diese Stellen von der faulen Zellstruktur entfernt werden.



    Nun sollte man noch den Scheinstamm von möglichen abgestorbenen Material befreien.



    Die Musa ist soweit chirurgisch hergestellt.



    Hier ist der Neuaustrieb zu erkennen. Man muß natürlich den Stamm nicht bis in den Neuaustrieb kürzen.
    Es ist aber auch kein Schaden.
    Falls der Neuaustrieb im Zentrum braun bis schwarz ist, dann gibt es 2 Möglichkeiten.

    1. Der Neuaustrieb ist verfault und es kann ein Blattstau vorliegen, wächst die Musa wieder, dann sprengt der intakte Neuaustrieb darunter den Stamm auf und die Musa kann wieder ein Blatt nachdem anderen schieben.
    Oder der verfaulte Neuaustrieb wird ganz normal nach oben rausgeschoben, und das aufrollende Blatt sieht verwelkt aus. Dieses kann bei Bedarf entfernt werden.

    2. Der Neuaustrieb ist verfault, und der Grund sind Schäden im Wachstumszentrum, die vom Rhizom aus gehen.

    Hier auf dem Bild ist ein durchgehend grüner gesunder Neuaustrieb zu erkennen.



    Nun beginnt die Vorbereitung um die Musa später in ihre sterile Brutkammer unterzubringen.
    Dazu wird zunächst handelsübliche Grillkohle in einen Mörser zu Staub pulverisiert.



    Kohlestaub



    Das gesäuberte und gewaschene Rhizom wird vollständig mit dem Kohlestaub bedeckt.
    Dies verhindert eine Verpilzung.



    Die feuchte Erde (TKS1, oder Anzuchterde) wird in der Mikrowelle vorbehandelt.
    Dazu 3 Minuten die Erde bestrahlen.
    Mögliche Parasiten wie Larven der Trauermücke (die auch in nagelneuer Erde vorkommen können) und Pilze werden hier gegrillt und somit vernichtet.
    Dampft die Erde beim Rausnehmen, dann ist alles ok, und sie ist ausreichend feucht.
    Vorsicht: Verbrennungsgefahr, die Erde auch in tieferen Schichten auskühlen lassen, bis alles lauwarm ist.



    Die Erde wird ca.5 cm hoch in einen passenden Topf gegeben, hier kann man sehen wie feucht, locker und krümelig sie sein muß.
    Vorsicht: Die Erde darf nicht nass sein!



    Den Stamm in den Topf stellen.



    Die Knolle mit der feuchten lockeren Erde bedecken. Ein festes Andrücken der Erde sollte unterlassen werden, sonst fault das Rhizom wieder, bevor sich Wurzeln bilden können.
    Ich persönlich drücke hier die Erde nicht an, achtet man später darauf, daß das Substrat nicht austrocknet, dann kann hier nichts passieren.



    Jetzt wird eine Folie über den Topfboden gezogen.
    Das hat den Vorteil, daß man keinen Topfuntersetzer braucht, und später keine unliebsammen Gäste wie Trauermücken ihre Eier darin ablegen.



    Am äußeren Topfrand werden zwei passend lange Stäbe (hier Bambus) beispeilsweise mit Isolierband befestigt.
    Eine Bastschnur wird hier locker um den Scheinstamm gelegt und an den Bambusstöcken befestigt.
    Da die Musa keine Wurzeln mehr hat, kann sie somit etwas fixiert werden.



    Den oberen Teil der Stecken wird mit nem Band (hier Isolierband) zusammengezogen, um später das Folienzelt darüber stülpen zu können. Dabei muß aber die offen Klebefäche ebenfalls mit Isolierband abgedeckt werden, sonst
    gibt es später Probleme beim montieren der Folie. ;-)



    Nun wird die Schutzfolie vorbereitet.
    Die durchsichtige Plastiktüte muß auf jeden Fall über den Topfdurchmesser passen.
    Falls man keine passend lange Folie (große Gefrierbeutel) hat, dann kann man aus zwei kleinen Gefrierbeuteln einen Langen basteln.
    Dazu schneidet man von einen Beutel den Boden ab. Die Tüte mit Boden (das spätere Dach) wird ca. 2 cm in die Tüte ohne Boden gesteckt. Diese Reihenfolge macht Sinn, denn nur so kann das Schwitzwasser sauber nach unten abfliessen.



    Die Überlappung wird mit einem guten Klebeband versiegelt.
    Bitte kein dehnbares Isolierband nehmen, sonst zieht es nach dem Zusammenkleben die Tüten zusammen.



    Der Folienschlauch wird nun über die Bambusstöcke gezogen, und unten an der äußeren Topfwandung mit Isolierband verklebt.



    Die Musa wird nun am Besten auf ein beheiztes Fensterbrett gesetzt.
    Sonneneinstrahlung ist hier erwünscht, daß ein Treibhauseffekt entsteht.
    Solange sich Kondenswasser bildet ist alls ok. Hier im unteren Bereich erkennbar.
    Mit einer Einwegspritze (inkl. Kanüle) kann bei Bedarf Wasser zugeführt werden, indem man mit der Kanüle in die Folie sticht und das Wasser (nur so als Anhaltswert ca. 10 ml) in die Erde spritzt.
    Das so entstandene Loch kann wieder mit nem Stück Klebeband verschlossen werden.
    Nach ca. 2 bis 3 Wochen sollte der Neuaustrieb sich aus dem Scheinstamm rausschieben.
    Tritt dies ein, dann ist das Meristem intakt, darüberhinaus ist es ein Indikator für Wurzelbildung.
    Bitte hier aber noch nicht das Folienzelt abnehmen und nach Wurzeln suchen.
    Lasst die Musa solange es geht im Zelt wachsen.
    Durch kleine Löcher die in die Folie gestanzt werden kann man aber schon langsam belüften.
    Nach weitern 2 Wochen kann man dann mal vorsichtig den Topf hochheben und die Abzugslöcher kontrollieren, meist treten hier dann bereits die Wurzeln aus.

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  2. #2
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    Sehrt tolle anleitung! Dankesehr
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  3. #3
    Benutzer Nützling
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    Wieder was gelernt...Danke!
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  4. #4
    Super-Moderator grüner Daumen Avatar von Dombo
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    Hi Fans,

    nach der Rettungsaktion sind nun 6 Tage vergangen.
    Der Neuaustrieb hat bis jetzt bereits ca. 10 cm ausgetrieben.
    (dazu sei erwähnt, vorher tat sich monatelang garnix)
    Das ist schonmal ein gutes Zeichen, und das Meristem ist demnach gesund.

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  5. #5
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    ...genau Olli,
    so ist das richtig hat bei mir auch schon mal geklappt!
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  6. #6
    Super-Moderator grüner Daumen Avatar von Dombo
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    klar ist das so richtig :lol: , meine Methode, die ich schon seit vielen Jahren mit großen Erfolg betreibe kann ich nur jeden empfehlen bevor er die Musa aufgibt.
    Hatte bei so behandelten Patienten bisher kaum Verluste.
    Auch Ableger kann man auf ähnliche Weise behandeln und in einen Folienzelt vortreiben lassen.
    Selbst wenn der abgetrennte Ableger keine Wurzeln hat, sollte man ihn vorerst auf die beschriebene Art kultivieren, so steigt die Wahrscheinlichkeit auf Erfolg. ;-)
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  7. #7
    Neuer Benutzer Unkrautzupfer/in
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    Hallo Dombo, und alle Foren-Mitglieder,

    echt eine bemerkenswerte Schritt-für Schritt Darstellung zur Rettung der Bananenpflanze.

    Bei meiner Musa ICe Cream gibt es seit dem letzten Winter auch einige Probleme.

    Vor etwa 1 bis 2 Monaten:
    Und zwar wuchs die Pflanze nicht mehr weiter und der obere Teil des Scheinstammes wurde immer brauner, sodass ich die Stammschichten soweit abzog bis nur noch grünes zu sehen war, das obere braune Ende des Stammes sowie auch die braunen Wurzeln wurde gestutzt. Am Anfang schien jetzt alles in Ordnung.

    Vor etwa 1 bis 2 Wochen:
    Das neue Blatt ist nur minimal rausgekommen und der Stamm fing wieder an braun zu werden. Also machte ich mich diesen Mittwoch wieder daran und führte den o.g. Vorgang durch.

    Jedoch jetzt am Wochenende war auch das Reststück des Scheinstammes komplett braun, sodass ich einfach nicht mehr weiterweiß, was ich jetzt noch machen kann??

    Bitte helft mir !! Danke
    Miniaturansichten angehängter Grafiken Miniaturansichten angehängter Grafiken 20130616_153826.jpg   20130616_153840.jpg   20130616_153852.jpg  

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  8. #8
    Super-Moderator grüner Daumen Avatar von Dombo
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    Hi,

    der schwarze untere Teil des Rhizoms sieht faulig aus.
    Wenn dem so ist, dann kann der leicht abgebrochen werden.
    Ansonsten kannst Du die Anleitung befolgen, wenn der obere Teil des Rhizoms noch ok ist, dann wird sie wieder austreiben.
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