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Gärtnerkritik: Verantwortung, Verhalten und Affekte von vielen "Profis" und Hobbygärtnern

falsche Einstellungen, grundsätzliche Uneinsicht, fehlende Sensibilität | Gartentipps

Gärtnerkritik: Verantwortung, Verhalten und Affekte von vielen

Ich möchte heute ein Phänomen ansprechen, welches auf keinen Fall auf jeden Gärtner, Hobbygärtner oder Balkonienmeister zutrifft, jedoch ziemlich weit verbreitet ist. Sogar so weit verbreitet ist, wie ich finde, dass man das Problem ansprechen sollte.
Es ist ganz natürlich, dass wenn man mit Lebewesen zu tun hat, besonders und vor allem im Garten, Balkon und Terrasse, welche eher künstlich und durch den Menschen, also eher nicht von selbst entstanden sind, dass es dort früher oder später zu Problemen kommen kann. Was immer diese Probleme sind, ist es das Interesse des "Betreibers", diese zu lösen, da seine Vision oder Idee der Anordnung sein Ziel sind, egal ob es eine bestimmte Gestaltung oder Gartenzusammenstellung ist, oder einfach nur das Halten bestimmter Sorten von Pflanzen.

Bei vielen Hobbygärtnern herrscht eine eigenartige Einstellung, Meister der eigenen Sache zu sein. Durch fehlende oder nicht vorhandene Kritik nisten sich Gewohnheiten ein, welche sich zu Standartverhaltensmustern entwickeln, die eigentlich den Sinn haben, dem Garten Gutes zu tun, jedoch in ihrer Wirkung oft falsch sind und eher Schaden anrichten.

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Eine Ansammlung von Pflanzen (also ein Garten, Beet, ein Balkon) ist als ganzes wie ein Lebewesen, welches automatisch auch ebenso von Tieren, Insekten bewohnt wird. Durch die verschiedenen Bedingungen kann es immerwieder vorkommen, das Probleme auftauchen, seien es Schädlinge, Wachstumsstörungen oder unerwünschte Effekte, die auftreten. Der erfahrene Gärtner wird eher vorbeugend vorgehen, er versucht Probleme weitgehends zu vermeiden und passt sich sein Verhalten schon an, bevor ein "Problem" entstehen kann. Der unerfahrene Gärtner leitet erst Massnahmen ein, wenn optisch schon Folgen des Problems sichtbar werden, was soweit auch garnicht schlimm sein muss. Einige Beispiele: 

  • die Pflanze wächst nicht, wie erhofft oder man sieht ihr ihr Leiden an
    • Mangelerscheinungen
    • optische Differenz zu einer gesunden Pflanze
  • es gibt Schädlingsbefall (Hauptgrund meist unsachgemässe Haltung)
    • Folgeprobleme durch Schädlingsbefall
    • Verwechslung von Schädlingssymtomen mit ihren Folgeproblemen
  • die Pflanze wird gänzlich falsch gehalten und sieht dementsprechend traurig aus

Nun wird unser Beispielgärtner folgendes tun:

  • Er wird auf seine eigene Fähigkeit vertrauen und Massnahmen einleiten
  • Er wird im Internet Kontakt zu Anderen aufnehmen
  • je nach Offensichtlichkeit des Problems liegt er richtig oder er kontaktiert einen Experten oder Freund und fragt um Rat.

In Allen drei Massnahmen gibt es Fallstricke, in die man sehr leicht fallen kann.

Die Falle bei der ersten Vorgehensweise ist offensichtlich, man kann einfach "falsch" liegen, weil man eine Option nicht bedenkt, zum Beispiel durch Unwissen, Unerfahrenheit oder sonstigem Grund. Dies kann jedem passieren, vorallem bei neuen Pflanzen, wo eine langjährige Erfahrung vielleicht fehlt. Man ist noch nicht gut eingestimmt auf die Pflanze, ihre Reaktionen, ihr Verhalten bei Witterungsänderungen, ihre Erscheinung im Klima sein. Durch das einholen von Rat kann die Fehlertoleranz runtergeschraubt werden.

Im zweiten Fall kann die Sache sehr schnell in die Hose gehen. Im Internet wird das Problem meist nur kurz angeriessen, mit einem Foto, welches dann das Problem darstellt. Nun kommt die grosse Falle: es melden sich viele Leute zu Wort, dabei wird kaum unterschieden zwischen erfahrenen Tippgebern und unerfahrenen.
Viele User treten dann wie Experten auf und geben ihre Tipps oder Erfahrungen zum sogenannten "gleichen" Problem ab, welches oft nicht unbeding ein "gleiches" Problem sein muss, hier kann ein grosser Fehler entstehen: Es wird von der eigenen Erfahrung des Problems auf das Problem des Fragestellenden geschlossen, in diesem Fall sind aber meist nur die optischen Folgeerscheinungen die gleichen, es muss aber dadurch nicht unbedingt das gleiche Problem herrschen: Eine Pflanze mit gelben Blättern kann eine Mangelerscheinung sein, oder die Folge einere Schwächung durch Schädlinge. Zwei ganz unterschiedliche Probleme, die aber gleiche Symptome haben.
Nun steht unser Hobbygärtner vor dem Problem, die echten Tipps von erfahrenen Usern  von den Tipps der selbsternannten Profis zu filtern. Eine ziemlich schwierige Situation, unser Hobbygärtner möchte ja das Problem lösen, nun steht er aber vor einem neuen Problem und ist noch verwirrter. Teilweise widersprechen sich Aussagen und unser Hobbygärtner wird im Besten Fall subjektiv sich für die Antwort, die ihm am meisten zuspricht entscheiden oder die Antwort, die die meisten User zustimmen.
Es gibt zuviele sogenannte "selbsternannte Profis" im Internet. Da im freien Internet "jeder" zu etwas was sagen kann, entsteht hier ein grosses Problem. Diese sogenannten Experten schliessen oft von eigenen Erlebnissen auf die von anderen und gehen davon aus, das ihre Methode grundsätzlich auf andere anwendbar sein muss.Natürlich wird Kritik unterbunden, indem man sich einfach aus dem Themenstrang "verdünnisiert". Das Problem wird dann nicht weiter behandelt, der Themenstrang im Forum rutscht weiter nach hinten in der Versenkung, wird aber oft durch die Googlesuche noch Jahre später gefunden, auch wenn das Problem falsch behandelt wurde.
Das Internet macht es für den Hobbygärtner schwer, den richtigen Tip zu finden und gibt eine Plattform den sog. "gartenprofi" sich zu profilieren. Ein zweischneidiges Schwert. Eine andere Erscheinung ist es, das viele einfach "falsche" Sachen sich im Internet ausbreiten, wobei eine falsche Quelle dann als Quelle weiterbenutzt wird. Je mehr Foren diese Falschaussagen aufgreifen, desto mehr verbreiten sich Irrtümer.

Ein paar Beispiele für Irrtümer:

  • Efeuwurzeln zerstören Mauerwerk
  • Torf verbessert den Boden
  • viel Düngen hilft
  • Zitrusse nie mit Leitungswasser giessen

In unserem dritten Fall kann der Schuss nach hinten losgehen, wenn man auf einen "Nichtexperten" stösst. In vielen Baumärkten arbeiten eher Verkäufer als Gartenprofis, die dann natürlich trotzdem gern Tipps geben oder Fragen beantworten:

Kunde: "Was für eine Bananenart ist dies?"  Verkäufer: "Das ist eine Musa basjoo."  Kunde:"Aber auf dem Zettel steht Musa rubra...."
Kunde: "Kann ich diese Palme auspflanzen, ist sie winterhart?" Verkäufer: "Absolut, bis -25° kein Problem, sie ist absolut winterhart.."

Beide Antworten sind sehr bedenklich.

Andere sonderbare ich nenne sie mal "Effekte" die im Internet auftauchen, wo man doch lieber vorsichtig sein sollte:

Unseriöser Internethandel hilft gern mal bei der Frostverträglichkeit von Pflanzen sehr grosszügig nach unten nach, man möchte ja verkaufen: Sibirienverträgliche Bananen, Palmen die wohl auch gern am Nordpol wachsen würden, wenn sie denn dort hinkämen, mediterrante Pflanzen, die völlig unbedenklich sein sollen. Es wird gerne unterschlagen, das besondere Vorkehrungen getroffen werden müssen, um manche exotische Pflanzen hier durch den Winter zu bringen. Hier zählt wohl lieber der Umsatzwille, als der seriöse Tipp.

Es gibt viele Gärtner mit der Einstellung, bei jedem kleinsten Problem zu (Über-) Düngen oder sofort die chemische Keule auszupacken. Viel hilft viel.... eine gänzlich falsche Einstellung wenn man mit Pflanzen zu tun hat. Eine Pflanze bleibt weiterhin ein Lebewesen und kein Roboter, bei dem man nur mit "wenn.. dann" Reaktionen abhilfe schafft.

Es ist besser, lieber ein zweites mal zu fragen und bei Zweifel unbedingt auch andere Hilfsquellen zu befragen.


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